„Ich lasse eine sehr besondere Zeit hinter mir.“ – Coronareport #2 mit Sasha

„Ich lasse eine sehr besondere Zeit hinter mir.“ – Coronareport #2 mit Sasha

Vier krisenerfahrene Menschen im Alter zwischen 25-35 erzählen, wie sie den Frühling 2020 und die Einschränkungen rund um Corona erleben. Heute mit Sasha.

„Lohnarbeit bedeutet für mich vor allem Druck und Leistung erbringen zu müssen. Ein Zustand, der sich negativ auf mein psychisches Wohlbefinden auswirkt. Seit Ende meines Studiums kämpfe ich mit der Situation, Geld für den Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Ich leide unter den ungleichen Machtverhältnissen und den Hierarchien im Lohnarbeitskontext.

Mit dem Beginn der Umsetzung der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 ist meine Lohnarbeit komplett wegefallen. Für mich hat sich dadurch viel verändert. Ich musste keine Leistung für Geld erbringen. Es waren Tage, an denen ich befreit sein konnte. Die Traurigkeit und Leere, die mich in schwierigen Phasen der Lohnarbeit begleitet, waren weg. Ich musste nicht kämpfen. Aufstehen, den Tag erleben und Schlafengehen waren mit viel Leichtigkeit verbunden. Ich fand einen eigenen Rhythmus und gestaltete den Tag nach meinen Bedürfnissen. Die Tage haben gut begonnen und gut aufgehört. Ich hatte keine Angst, vor plötzlich auftretenden düsteren, traurigen Tagen. Ich konnte Menschen um mich herum besser unterstützen und war mutiger. In Konflikten und Krisen mit den Menschen um mich herum war ich emotional stabiler und konnte diesen weniger ängstlich entgegentreten.

In wenigen Tagen muss ich wieder arbeiten. Das macht mir Angst. Die emotionale Stabilität der letzten Wochen ist weg. Ich fühle mich oft traurig und angespannt. Es fühlt sich an, als lasse ich eine für mich sehr besondere Zeit hinter mir.“

Wie geht es eurer Seele in der Coronakrise? Wenn ihr eure Erfahrungen mit uns und anderen teilen wollt, dann schreibt uns gerne auf Facebook oder Instagram, am besten aber an info@soullala.de. Auf diesem Weg können wir dafür sorgen, dass eure Anonymität gewahrt wird.

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