07 Jun Community Content #3 – „Angstmomente“ von Melanie S.
Weiter geht’s mit unserem Community Content #3 von Melanie S., 23 Jahre alt.
Dunkel. Und gleichzeitig alles so hell. Fühle mich von mir entfernt, und gleichzeitig viel näher an allem dran.
Alles zu laut, alles zu schnell,
Alles zu grell, alles viel zu hell.
In meinem Körper tausend kribbelnde Ameisen, welche mich nicht zur Ruhe kommen lassen, Nervosität verknotet sich in meinem Bauch und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Beschimpft mich mit „Schwächling“, „Angsthase“ und „Versager“, Mir wird schlecht.
So schlecht, dass ich sicher gleich nicht mehr atmen kann, sich alles zuschnürt und verklemmt, und sich mein Körper in einer Angstschleife verrennt.
„Du bist so komisch“ ruft aus dem Schatten die Sozialphobie. Verurteilt mich fürs anders sein, weil ich manches nicht kann. Weil ich nicht mit anderen essen kann, weil ich nicht in den Urlaub fahre oder fliegen kann.
Das Herz, es pocht schon wieder so schnell. Bauchgrummeln, Schweiß dringt aus den Poren, die Angst, sie ruft „Körper, hey, du machst das gut!“
Denn Angst, sie ist doch so normal, schützt uns eigentlich vor gefährlichen Dingen, Ist schon genial.
Aber manchmal, bei vielen Menschen, da ist sie viel zu groß, da wird sie krankhaft, und das ist dann nicht mehr ganz normal,
Aber nicht, weil man komisch wird, sondern, weil man Hilfe braucht. Denn alleine zieht man sich zurück, vermeidet Dinge und denkt manchmal, Jetzt werde ich verrückt.
Das ist nicht verwerflich, schämen, das muss auch nicht sein, nur helfen lassen wäre ein Schritt, den man gehen sollte, sonst folgt immer wieder ein Tritt. Ein Tritt der Angst, die sagt „Ich bin noch da!“.
Aber Angst, sie kann auch kleiner werden. Denn Es gibt Hilfe, die kann viel erreichen.
Meistens nicht, die Angst zu vertreiben,
Aber sie zu akzeptieren, sie zu verstehen und mit ihr umzugehen.
Auch ich habe das gelernt. Und kann es dennoch oft nicht genug, Oder oft fehlt mir der Mut.
Denn essen gehen kann ich inzwischen gut,
Aber verreisen funktioniert eben einfach nicht ohne Mut. Daher träume ich weiter von weiten Stränden und den tiefsten Seen, Nur um dann wieder an meinem eigenen Abgrund zu stehen. Mit den Gedanken, doch nicht ganz „normal“ zu sein, doch voller lieber im Herzen für mich und meine Erfolge,
Seien sie auch noch so klein,
Denn ganz ehrlich, ich bin damit fein.
Was ich mich oft gefragt habe in der letzten Zeit:
Wenn die Angst nun unser Freund sein soll, Ist Mut dann nicht der Feind? Und ist nicht genau das am Ende, Was uns zusammen vereint?
Ach liebe Angst, ich versuche wirklich, dich zu verstehen.
Kann in deinen Handlungen oft sogar einen Sinn sehen, doch ein bisschen weniger schnell, laut, stark, das würde mir guttun, und dir ja vielleicht auch.
Denn manchmal, da stürze ich, und das nur wegen dir, und dann fühle ich mich, als gäbe es kein wir, sondern nur ein du, und dann sehe ich nur zu, wie du mich einnimmst, mich einschränkst und mir Dinge verwehrst.
Doch dabei wäre ich so gerne, ein bisschen freier, ein bisschen mutiger, und dabei bleiben wir beide unversehrt.
Jeder hat Angst in sich,
Aber jeder hat auch Mut. Der eine mehr, der andere weniger, Und beides davon ist gut. Jeden Tag, den man neu beginnt, zeugt bereits von Stärke und Kraft,
Denn ihr habt wieder eine Herausforderung geschafft.
Und dieses „normal“, das gibt es nicht in echt. Ist nur wieder so ein Gesellschaftsgeflecht, dessen Stempel ihr euch nicht aufdrücken müsst, denn jeder ist okay so, wie er ist, Egal was genau es auch ist.
Also steht zu euch und so stehe ich zu meiner Angst, stehe mit ihr erneut im Kampf.
Denn aufhalten lassen werde ich mich von ihr nicht, andere nur eher die Sicht.
Probiere es daher mal mit ihr Hand in Hand,
Gehen gemeinsam unseren Weg,
Und schauen, wo es uns hin verschlägt.
Also liebe Angst, hör mir gut zu: Deine Anwesenheit, sie ist okay, aber bitte, drücke nicht immer direkt auf „play“, und drehe laut auf, sondern klopfe erstmal an und sage, was du eigentlich brauchst. Ich helfe dir gerne, nur sei nicht so gemein, wir beide können doch auch einfach ein Team sein.
Gemeinsam schaffen wir das, ich glaube ganz fest daran, mit Geduld, Liebe und Mut gehen wir es nun an. Die Angst, ich spüre schon, wie sie etwas kleiner wird, mein Herz sich etwas beruhigt, die Übelkeit nur noch ein flaues Magenziehen ist, und ich weiß,
dass Akzeptanz und Verständnis bereits der erste Schritt, einer weiten, langen Reise mit vielen Hürden ist. Aber für den Moment, da ist es gut,
der Angstmoment, er weicht einem Augenblick voller Mut.