Buchbesprechung „Psyche? Hat doch jeder!“

Buchbesprechung „Psyche? Hat doch jeder!“

Lena Kuhlmann ist Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin und Autorin des Bloggs freudmich. Sie will mit Vorurteilen und ollen Klischees über die Psyche, psychische Erkrankungen, Psychotherapeuten und die Psychiatrie aufräumen. Um seelische Erkrankungen zu entstigmatisieren, hat sie das Buch „Psyche? Hat doch jeder! Vom Hin und Herz zwischen Herz und Hirn“ geschrieben. Ein Herzensprojekt für Lena Kuhlmann. Jan von SOUL LALA hat es gelesen. Wie er es findet, erfahrt ihr in seiner Rezension, die auch in der kommenden Ausgabe der Psychosozialen Umschau erscheint.

Lena Kuhlmann, Psychotherapeutin und Bloggerin, hat ein Buch vorgelegt, das helfen soll, uns in der weiten Landschaft unserer Psyche besser und vorurteilsfreier zurecht zu finden. Im launig komprimierten Stil fasst Kuhlmann die Phasen Psychosexueller Entwicklung zusammen und liefert eine sehr lebendige Einführung in die komplexe Wissenschaft der Psychologie. Kuhlmann möchte ein breiteres Verständnis in der Öffentlichkeit für psychische Störungen allgemein und die Notwendigkeit von Psychotherapie erreichen, zeigt jedoch auch Fallbeispiele auf, bei denen ein Gang zum Therapeuten wenig sinnvoll scheint. Die Autorin möchte sensibilisieren, leicht verständlich informieren, doch vor allen möchte sie eins: entstigmatisieren. Dies tut sie in einer charmant–humorigen Weise, fundiert und unterhaltsam.

Kuhlmann führt ihre Leserschaft durch das ABC der Erklärungsmodelle therapeutischer Verfahren und beleuchtet auch die Behandlungsmethoden der Psychologie, einschließlich Gruppentherapien wie Bio-Feedback, Achtsamkeitstraining, Bogenschießen. Damit bewahrt sie uns vor zu eindimensionalen Betrachtungen.

Zudem liefert sie persönliche Beispiele aus ihrer Praxiserfahrung und stellt herkömmliche Diagnostika infrage. Sie problematisiert die steigenden Zahlen der Erkrankungen der Psyche und erklärt das Phänomen gleichzeitig – und genau darin liegt wohl die Stärke dieses Buchs.

Das Fachpersonal auf medizinischer Seite wird hier ebenso vorgestellt wie die Angebotsvielfalt auf psychotherapeutischer Seite. Betroffene erhalten ganz pragmatische „Insider-Tipps“ für die Suche nach Therapieplätzen.  Darüber hinaus weist Kuhlmann auf Schwierigkeiten und Gefahren bei Anwendung von einer Reihe an Stimulanzen hin und geht auf die Folgebelastungen einer psychischen Krankheit ein, insbesondere beschäftigt sie sich mit der gesellschaftlichen Stigmatisierung, welche so manch beruflichen Werdegang  verhindert oder irreversibel ruiniert hat.

In dem Kapitel „Patient im Fokus“ werden Angststörungen unter die Lupe genommen, nicht ohne dass sie eigene Erfahrungen im Umgang mit einer „Flugangst“ schildert. Pointiert, kurzweilig und doch nachhaltig geht die approbierte Kinder- und Jugendpsychotherapeutin auf „Suizidalität“ und ihre vielfältigen Erscheinungsformen (auch innerhalb der Medien) ein. Dass jeder Fall absolut individuell, möglicherweise sehr diffizil sein kann und vor stets neue Herausforderungen stellt, macht Kuhlmann in ihrer Lektüre deutlich. Kuhlmann versteht es, Fragen und Bedürfnisse von (angehenden) Patienten emotional nachvollziehbarbar zu formulieren und in kleine Anekdoten zu kleiden, welche dem gesamten Text Farbe verleihen. Dieses Buch ist eine illustre, kompakte und eine rundum gelungene Einstiegslektüre und weckt womöglich Interesse auf die tiefer liegenden Schichten unterhalb der begrifflichen Oberflächen.

 


Ein FAQ zu Lena Kuhlmann findet ihr unter: https://vanilla-mind.de/psyche-hat-doch-jeder
Ihre Verlagsseite bei Eden Books gibt es hier: https://www.edenbooks.de/psyche-hat-doch-jeder